La Via Campesina
Pressemitteilung Turin, 4. Februar 2010
Die Arbeitsgruppe „Saisonarbeiter, Migration und Landwirtschaft” der European Coordination Via Campesina traf sich am 29. und 30. Januar 2010 unter Beteiligung der Confédération Paysanne in Turin, 15 Tage nach den Ereignissen in Rosarno. Dort wurden am 7. 1. 2010 drei vom Feld zurückkehrende migrantische Erntearbeiter von einheimischen Jugendlichen angeschossen.*
Die Arbeitsgruppe teilt folgende gemeinsame Einschätzung:
– Die Gemeinsame Agrarpolitik führt zu einer Konzentration und Industrialisierung der europäischen Agrarproduktion. Folgen davon sind eine Verarmung und das Verschwinden vieler Bauern. Die Ausbeutung der Arbeitnehmer nimmt zu.
– Die Ereignisse von Rosarno sind Teil einer Migrationspolitik, der Menschenrechte gleichgültig sind. Sie sind Teil einer Praxis, die in ganz Europa leider weit verbreitet ist und hervorgerufen wurde durch eine Globalisierung des wirtschaftlichen Austauschs zu Lasten der Bevölkerung sowie der gerechten Verteilung von Gemeingütern.
Die „European Coordination Via Campesina“ schlägt vor:
– Die Einrichtung einer spezifischen Beihilfe an kleine Betriebe sowie die Anerkennung ihrer wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Funktionen.
– Die Schaffung einer Abhängigkeit der Unterstützungen (im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik) von der Einhaltung der Arbeitsgesetze.
– Das Verbot für Staaten, Landwirte zu subventionieren, die ihre Verpflichtungen als
Arbeitgeber nicht respektieren.
– Die Schaffung einer Beobachtungsstelle durch die Gemeinsame Agrarpolitik zur Überwachung der Arbeitsbedingungen von Saisonarbeitern.
– Die Unterzeichnung, Ratifizierung und Anwendung des „Internationalen Pakts über Wanderarbeiter“ in allen europäischen Ländern.
– Die Unterzeichnung, Ratifizierung und Anwendung des „Internationalen Übereinkommens 184 über Sicherheit und Gesundheitsschutz in der Landwirtschaft“ (der International Labour Organisation) durch alle europäischen Länder.
– Die Legalisierung aller ohne offiziellen Status tätigen Landarbeiter und die Anwendung der universellen Rechte auf die Landarbeiter in ganz Europa.
– Die European Coordination Via Campesina verspricht, die Kämpfe von Saisonarbeitern zu unterstützen, um ihren Status und ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Der für den 1. März 2010 geplante Streik der Migranten soll ebenfalls volle Unterstützung erhalten.